Nach den Ozeanen sind die Wälder
die wichtigste Einflussgröße des globalen Klimas
1. Wald ist nicht gleich Wald!
Der Begriff Wald bezeichnet nur eine Vegetationsform von holzigen Pflanzen, die höher als 5 Meter werden und den Standort von ihrem Wuchsverhalten her dominieren. Tropischer Regenwald funktioniert völlig anders als borealer Nadelwald oder menschlich beeinflusster Wirtschaftswald oder von Menschen gemachten Plantagenwäldern. In Europa sind mehr als 90% der Wälder vom Menschen seit Jahrhunderten geprägte Wirtschaftswälder. In Deutschland und Rheinland-Pfalz gibt es praktisch keine vom Menschen unbeeinflussten Wälder. Auch Nationalparke waren und sind bewirtschaftete Wälder.
2. Wir müssen globale Abläufe verstehen, damit wir lokale Ereignissen frühzeitig erkennen und darauf reagieren können
Derzeit finden im borealen Nadelwald (Russland, Skandinavien, Kanada & Alsaka) dramatische Veränderungen statt, weil der Permafrostboden auftaut und somit eine biologische Aktivität entsteht, wo früher keine war. Gleichzeitig findet im tropischen Regenwald durch Rodung eine Vernichtung und Nutzungsänderung des Waldes statt, die extrem klimawirksam ist. Der nördliche und der südliche Wüstengürtel bilden mit dem äquatorialen Regenwald einen gegenläufigen Klimamotor. Über der Wüste steigt erwärmte Luft nach oben, die dann Richtung Äquator strömt, Feuchtigkeit aufnimmt und sich dann über dem Regenwald ausregnet und abkühlt. Gleichzeitig gibt es einen Klimamotor zwischen den Polen und den Wüstengürteln. Durch die Erwärmung der Pole und der borealen Wälder reduziert sich die Temperaturdifferenz zwischen den Polen und den Wüstengürteln. Dadurch sinkt die Luftaustauschgeschwindigkeit und die Luftbewegung. Dies führt wiederum dazu, dass sich die Bewegung der Hochs und Tiefs reduziert. Dadurch entstehen längere stationäre Trocken- und Hitze- bzw. Regenphasen, die dann zu starken Waldverlusten durch Trockniss oder Waldbrand bzw. zu Hochwasserereignissen führen, wie wir sie derzeit an der Ahr erleben.
2. Wald kann nur eine CO2-Senke darstellen, wenn er nachhaltig bewirtschaftet wird
Wald ist natürlicherweise ein CO2-Speicher aber keine CO2-Senke, da natürlicherweise die Zuwachs- und die Zerfallsphasen ausgeglichen sind. Ziel der nachhaltigen Forstwirtschaft ist es, die Zuwachsphase des Waldes möglichst optimal zu nutzen. Dadurch dass die Bäume vor der Zerfallsphase geerntet werden, wird dem Nachwuchs optimal Platz gemacht, so dass weiterhin Holzzuwachs auf der Fläche und somit eine CO2-Bindung stattfindet. Wenn das geerntete Holz dann in eine langfristige Nutzung überführt wird, wird weiterhin CO2 gespeichert. Zudem können dann CO2-intensive Baustoffe wie Beton, Stahl oder Kunststoffe subsituiert werden. Auch die energetische Nutzung von Holz, das für eine langfristige Nutzung nicht nutzbar ist, ist sinnvoll, da auch hier CO2-intensive Rohstoffe wie Kohle, Öl und Gas substituiert werden. Auch in einer nachhaltigen Forstwirtschaft fallen diese Industriehölzer automatisch an. Bei Nadelhölzern zu ca. 20%, beim Laubholz zu ca. 50%. Im Gegensatz zum Laubholz kann aus Nadelholz wesentlich energieärmer ein langfristig nutzbares Holzprodukt, das langfristig CO2 speichert, erzeugt werden. Daher muss Nadelholz unter den derzeitigen Anforderungen an das Holz weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Wir haben bereits heute in Deutschland einen Anteil von 50% Laubholz und 50% Nadelholz, allerdings haben wir 90% Nadelholzsägewerke und nur 10% Laubholzsägewerke! Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Laubholz viel inhomogener ist als Nadelholz und viel stärker quillt und schwindet.
3. Wir müssen Naturschutz und Nutzung viel besser verbinden als wir es bisher tun!
In Deutschland und Rheinland-Pfalz werden praktisch alle Wälder, die nicht unter Naturschutz stehen, wirtschaftlich genutzt. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob dies wirtschaftlich oder energetisch sinnvoll ist. Holz aus Hanglagen wirtschaftlich zu nutzen ist oft mit einem sehr hohen Energie- und Kostenaufwand verbunden. Es ist sehr sinnvoll die wirtschaftliche Nutzung dieser Standorte aus energetischen, naturschützerischen und finanziellen Gründen aufzugeben. Diese Standorte sind aus naturschützerischen Gründen deswegen so wertvoll, weil sie einen landesweiten Biotopverbund darstellen, aufgrund der Hanglage und der topografischen Ausrichtung stark wechselnde Standortbedingungen haben und somit durch ihre hohe Artenvielfalt zu stabilen und artenreichen Ökosystemen beitragen. Dies würde zu einer Win-Win-Situation für Mensch und Natur führen.
4. Wenn Wald einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll, müssen wir für eine bessere und langfristige Nutzung des Rohstoffes Holz sorgen
So absurd es für viele Menschen klingt, wir müssen die Produktion und die Nutzung des Rohstoffes Holz in den Wirtschafswäldern erhöhen und verlängern, wenn wir Wald als nutzbare CO2-Senken nutzen wollen. Wir werden unsere Klimaziele sonst nicht erreichen!! Hierbei ist zu beachten, dass wir die Vernichtung und Umwandlung des Regenwaldes sofort beenden müssen. Gleichzeitig müssen wir versuchen die Temperaturerhöhung in den borealen Nadelwäldern so gering wie möglich zu halten, damit sich gegenseitig verstärkende Effekte nicht zu einer Beschleunigung der Klimaerwärmung führen. Dies ist leider derzeit schon deutlich zu beobachten. Die Zunahme der Waldbrände und der damit verbundenen Freisetzung von CO2 beschleunigen die Klimaerwärmung. Genauso sind unsere rheinland-pfälzischen Wälder derzeit keine CO2-Speicher bzw. CO2-Senke, da die Waldverluste durch den Borkenkäfer den Holzzuwachs drastisch reduziert haben. Flächen, auf denen das tote Holz nicht geerntet wird, werden zudem noch CO2 freisetzen. Diese Warnzeichen müssen wir erkennen und dafür sorgen, dass wir wieder einen Holzzuwachs erhalten, der mehr CO2 bindet als durch natürliche Prozesse freigesetzt wird. Dies bedeutet, dass wir auf den einfach zu bewirtschaftenden Flächen die Holzproduktion erhöhen, energieintensive Standorte, wie Moore, und Hanglagen aus der Produktion nehmen und langfristige und vielfältige Holznutzung durchführen.
Die Funktion des Waldes als CO2-Senke lässt sich auch durch weitere Nutzungsformen verbessern. So ist eine Nutzung zur Erzeugung von erneuerbarer Energie im Wald problemlos machbar. Die heutigen Windräder haben inzwischen eine Höhe, dass darunter die Fläche weiterhin als Wald genutzt werden kann. Durch die Öffnung der einheitlichen Kronendecke für den Standort des Windrads wird das Waldinnenklima verbessert, weil dadurch Licht an den Boden kommt, ein artenreicher Waldinnensaum geschaffen wird und somit dauerhafte Biotope für viele Pflanzen- und Tierarten geschaffen werden, die in einem geschlossenen Wald nicht existieren könnten. Gleichzeitig werden dadurch CO2-intensive Energierohstoffe eingespart, die ansonsten eine weitere Klimaerwärmung befördern würden.
5. Global Denken um lokal richtig Handeln zu können
Das Beispiel Wald und Holznutzung zeigt wie wichtig es ist, dass wir globale Zusammenhänge erkennen, damit wir lokale Veränderungen verstehen. Wir werden uns von vielen liebgewonnen Gewohnheiten verabschieden müssen, wenn wir ein friedliches und gutes Gemeinwesen erhalten wollen. Je eher wir dies in unser wirtschaftliches Handeln einbauen, desto erfolgreicher werden wir die Herausforderungen des Klimawandels meistern.
Gedankensammlung
Wikipedia:
Wälder sind komplexe Ökosysteme. Mit optimaler Ressourcenausnutzung sind sie das produktivste Landökosystem. Nach den Ozeanen sind sie die wichtigste Einflussgröße des globalen Klimas. Sie stellen gegenüber anderen Nutzungsformen global die einzig wirksame Kohlendioxidsenke dar und sind die wichtigsten Sauerstoffproduzenten.
Die Entwicklung zu den verschiedenen Waldformationen ist insbesondere auf klimatische Faktoren zurückzuführen.
Die ausgedehntesten Waldgebiete der Erde sind die tropischen Regenwälder um den Äquator und die borealen Wälder der kaltgemäßigten Gebiete der Nordhalbkugel (Skandinavien, Russland, Alaska und Kanada).
Wald-Ökosysteme sind als naturbelassene „Urwälder“ weder ein zeitlich starres noch ein räumlich homogenes Gebilde, sondern Mosaike aus zonaler, azonaler und extrazonaler Vegetation, deren einzelne Flächen (Patches) dem Einfluss der Tierwelt (Insektenfraß, Wildverbiss, Samenverbreitung durch Tiere u. ä.) sowie einer periodischen Entwicklung unterworfen sind.
Wälder erfüllen im Wesentlichen drei Gruppen von Kernfunktionen: die ökonomischen (wirtschaftlicher Nutzen), die ökologischen (Schutz des Lebensraums, der Lebensgrundlagen) und die sozialen Funktionen (Erholung/Freizeitraum). Hinzu kommen noch einige Sonderfunktionen. Manche dieser Funktionen werden durch den Wald ohne Zutun des Menschen erbracht (beispielsweise die Erzeugung von Sauerstoff), andere werden erst durch die Leistungen der Forstwirtschaft ermöglicht (z. B. Waldwege, die auch das Fahrradfahren ermöglichen). Die Realisierung der vielfältigen Funktionen obliegt dem Besitzer des Waldes. Werden alle Funktionen gleichzeitig, ausreichend und ohne Verlust ihrer Grundlage sowie Regenerationsfähigkeit erbracht, so spricht man von nachhaltiger Forstwirtschaft. Für das Jahr 1997 wurden die jährlich weltweit erbrachten Waldfunktionen auf einen Wert von 4,7 Billionen US-Dollar geschätzt.[38] Das entsprach damals etwa einem Viertel des weltweiten Bruttosozialprodukts.